
6.12.24
Ihr kennt doch den Heiligen Nikolaus? Vor vielen hundert Jahren lebte er in dem Land, das wir heute Türkei nennen.
In seinen jungen Jahren war Nikolaus natürlich noch kein Bischof. Und noch lebte er auch nicht in Myra, sondern in einer anderen Stadt. Nikolaus war damals ein reicher Mann. Von seinen Eltern hatte er viel Geld, ein großes Haus und manch anderen Besitz geerbt.
In den Sommermonaten, wenn es schön warm war, spielte sich das Leben der Menschen auf den Straßen ab. Gern spazierte Nikolaus dann umher und hörte auf das manchmal muntere, manchmal traurige, manchmal komische Stimmengewirr in den Gassen.
Doch plötzlich hört er hinter einer Mauer eine traurige Stimme. Und auch weinende Stimmen sind nicht zu überhören: "Morgen werdet ihr zu euren neuen Dienstherren gehen," sagt eine tiefe Männerstimme. "Wie gerne würde ich euch bei mir behalten. Aber ich bin arm. Ich schaffe es nicht, genug Geld zum Leben für uns alle zu verdienen."
Die traurige Stimme des Vaters und das Weinen der Mädchen stimmen Nikolaus nachdenklich. Kann er nicht helfen? Rasch läuft er zurück in sein Haus. Dort füllt er einen Sack mit Goldstücken. Er eilt zurück zur Gartenmauer. Er geht bis zu der Stelle, an der die Mauer ein Fenster zum Wohnhaus hat. Schnell schaut Nikolaus sich um: niemand hat ihn gesehen. Da nimmt er den Sack mit den Goldstücken und wirft ihn hinein! Bevor noch jemand aus dem Fenster schauen kann, dreht er sich um und läuft davon.
Im Haus hat der arme Vater das ungewöhnliche Geräusch am Fenster gehört. Und wie groß ist seine Überraschung, als er den aufgeplatzten Sack und die vielen Geldstücke entdeckt! Woher das Geld wohl kommt? Wer hat es durch die Fensteröffnung geworfen?
Rasch schaut der Vater auf die Straße hinaus. Aber dort ist es menschenleer! Nur etwas weiter oben in der Straße, dort, wo die Häuser der Reicheren stehen, meint er eine Bewegung an der Haustüre wahrzunehmen. Dort wohnt doch der reiche junge Mann, dieser Nikolaus?! Er wendet seinen Blick wieder dem Geld zu: Ob es wirklich für ihn und seine Töchter bestimmt ist? Dann wäre er allen Kummer und alle Sorgen los! Die Frage, wer der gute Geber ist, lässt ihm keine Ruhe. Er beschließt, im Haus von Nikolaus nachzufragen.
All seinen Mut nimmt er zusammen und klopft an. Der Diener führt ihn zu Nikolaus in den Garten. "Junger Herr", spricht der Vater, und sinkt vor Nikolaus auf die Knie, "sag, bist du es, der einen Geldsack durchs Fenster in mein Haus geworfen hat? Ist es wirklich gedacht, mir und meinen Töchtern zu helfen?"
"Steh nur auf", antwortet Nikolaus und hilft dem Mann auf die Füße. "Ich hörte zufällig von deiner Not. Es ist doch nicht schwer, von dem Vielen, was ich besitze, abzugeben. Du brauchst mir nicht zu danken. Ich freue mich mit euch, wenn es dir und deinen Töchtern gutgeht."
(Musikstück)
Jahre sind vergangen. Nikolaus ist älter und Bischof von Myra geworden und nun herrscht große Hungersnot im Land, die Hitze hat alles Korn verdorren lassen. Die Menschen haben großen Hunger.
Da, eines Tages, fahren Schiffe schwer beladen mit Korn in den Hafen ein. Gerne möchten die Menschen den Schiffern das Korn abkaufen. Doch die Schiffer verkaufen nichts: "Unser Dienstherr wird uns bestrafen, wenn wir nicht alles Korn zum Zielhafen bringen", so sagen sie.
Da geht Bischof Nikolaus zum Hafen: "Gebt den Menschen von eurem Korn. Gott selber wird eure Schiffe wieder füllen. Euer Dienstherr wird zufrieden sein." Die Schiffer sind skeptisch. Aber sie sehen die hungrigen Menschen und geben schließlich doch von ihrem Korn ab. Bischof Nikolaus teilt alles gerecht. Alle werden satt. Und auch die Felder können neu bestellt werden.
Die Schiffe aber sind tatsächlich später vollbeladen im Zielhafen angekommen!
(gekürzt aus: www.erzbistum-koeln.de)